Resolution des Regionalverbands Schwarzwald-Baar-Heuberg zum Erhalt der Musikhochschule vom 19.07.2013

Mittwoch, 24. Juli 2013, 07:07 Uhr

RESOLUTION

Musikhochschule Trossingen ist unverzichtbar für die Region

Die staatliche Hochschule für Musik Trossingen ist eine international anerkannte und
renommierte Einrichtung. Gegründet 1946, studieren hier heute etwa 470 junge
Musikerinnen und Musiker, davon etwa 45 % aus dem Ausland. Die Hochschule
bietet 29 Studiengänge auf Bachelor-, Master- und Doktoratsebene in allen
klassischen Musikinstrumenten, Gesang, Lehramtsstudiengänge für Gymnasium,
Musikdesign und Music and Movement. Jährlich werden 400 öffentliche Konzerte
und Veranstaltungen in der ganzen Region Schwarzwald-Baar-Heuberg und darüber
hinaus angeboten.

Die Existenz der Musikhochschule Trossingen wird gegenwärtig von Seiten der
Landesregierung in Frage gestellt. Die Eckpunkte des Ministeriums für Wissenschaft,
Forschung und Kunst sehen eine völlige Schließung des regulären Studienbetriebes
in Trossingen vor. Die Standorte Stuttgart, Karlsruhe und Freiburg sollen zulasten
von Mannheim und Trossingen gestärkt werden.

Die Musikhochschule Trossingen versteht sich als Hochschule der Region, sowohl
mit Blick darauf, dass sie die einzige Musikhochschule des Landes ist, die sich im
ländlichen Bereich befindet, als auch dahingehend, dass sie bewusst als kulturelles
Zentrum in unserer Region und in die Euregio-Region Bodensee hinein agiert und
präsent ist.

Die Pre-College-Klassen bereiten junge Musiker aus der Region auf ein
Musikstudium vor; viele ihrer Studierenden kommen aus der Region, und die
musikalische Ausstrahlungskraft reicht weit in das Umland hinaus. Viele Studierende
schlagen in der Region Wurzeln, arbeiten nach erfolgreichem Abschluss als
Musiklehrer an den umliegenden Musikschulen, sind Lehrkräfte an den hiesigen
Gymnasien und leiten hier Chöre und Orchester im Bereich der Laienmusik, während
es demgegenüber immer schwerer fällt, Lehrkräfte aus Großstädten hinaus in die
Fläche zu locken. Eine Hochschule in der Region sichert daher die Versorgung der
Region mit Lehrern und Kulturschaffenden. Daneben gehen Aufführungen der
Musikhochschule bewusst hinaus in das Umland und setzen so gezielt kulturelle
Ausrufezeichen. So sichert sie ein für den ländlichen Raum überdurchschnittlich
gutes und umfangreiches musikalisches Angebot, das zugleich für viele örtliche
Musiktreibende Maßstäbe setzt und das Kulturleben bereichert. Zahlreiche
Kooperationen zeugen von den weitgehenden Einflüssen der Musikhochschule auf
das kulturelle Leben vor Ort.

Mit einer Verkleinerung oder gar Schließung der Musikhochschule Trossingen wäre
ein weiterer Schritt zur Schwächung des ländlichen Raumes vollzogen. Die Tendenz,
den ländlichen Raum zugunsten der Metropolen immer weiter auszubluten, ist
kurzsichtig und nicht sachgerecht.
Laut der vieldiskutierten – vom Land Baden-Württemberg beauftragten! – IREUSStudie (1)
liegt gerade im Bildungsbereich der primäre Ansatzpunkt einer verstärkten
Bindung junger Menschen und damit der Sicherung und Entwicklung des
Humankapitals im ländlichen Raum. So stellt die Studie die vergleichsweise geringe
Zahl an Studienangeboten als eindeutiges Defizit des ländlichen Raums heraus und
nennt eine Angleichung des Gefälles der Bildungschancen zwischen dem Ländlichen
Raum und den Agglomerationsräumen als Grundvoraussetzung, um die
Abwanderung junger Menschen in die Agglomerationsräume abzumildern.

Sachliche Gründe für eine Schließung der Trossinger Musikhochschule gibt es nicht.
Die Musikhochschule selbst hat alles getan hat, um wettbewerbsfähig zu sein. Das
Niveau an der Hochschule ist hoch, und im Vergleich mit den Hochschulen in
Freiburg, Karlsruhe oder Stuttgart schneiden die Studierenden aus der Musikstadt in
Wettbewerben und am Arbeitsmarkt überdurchschnittlich gut ab. Die Qualität der
Ausbildung auf der Baar kann sich sehen lassen.

Und auch finanziell wurde der Musikhochschule Trossingen erst jüngst vom
Landesrechnungshof bescheinigt, dass sie im Vergleich zu den anderen
Hochschulen außergewöhnlich sparsam mit ihren finanziellen Mitteln umgeht.
Umso mehr wundert es, wenn nun gerade die Trossinger Hochschule für weitere
Einsparungen auf Landesebene zur Ader gelassen wird.

Die nun vorliegenden Vorschläge aus dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung
und Kunst decken sich in keiner Weise mit dem Ergebnis der Prüfung des
Landesrechnungshofs. Dieser hatte in seinem aktuellen Bericht bewusst keine
Schließung einer Musikhochschule vorgeschlagen, unter anderem mit dem
Argument, dass der Einspareffekt unwesentlich wäre, die negativen Folgen
überwiegen würden und die Hochschulen das kulturelle Leben in ihrer jeweiligen
Region weit über die Hochschule hinaus beleben und bereichern und auch damit zur
Standortqualität beitragen.
Dass das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst diese Dimension
beiseite lässt, ist völlig unverständlich.

Der Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg fordert daher die
Landesregierung auf, Pläne einer Schließung oder auch nur Schwächung der
Musikhochschule Trossingen aufzugeben und im Interesse der Region
Schwarzwald-Baar-Heuberg alles für den Erhalt und die Stärkung der
Musikhochschule Trossingen zu tun.

Villingen-Schwenningen, den 19. Juli 2013
Jürgen Guse
Verbandsvorsitzender

(1) Vgl. Institut für Raumordnung und Entwicklungsplanung an der Universität Stuttgart (IREUS, Hrsg.): Der Beitrag der ländlichen Räume Baden-Württembergs zu wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit und sozialer Kohäsion – Positionsbestimmung und Zukunftsszenarien, Stuttgart 2011, S. 191.

Veröffentlicht von Stadtverwaltung Trossingen
Kategorie: Unterstuetzerschreiben

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