Resolution des Kreistages des Landkreises Tuttlingen zum Erhalt der Musikhochschule vom 16. Juli 2013

Mittwoch, 24. Juli 2013, 16:07 Uhr

RESOLUTION

Musikhochschule Trossingen ist unverzichtbar für den Landkreis Tuttlingen und die Region

Die staatliche Hochschule für Musik Trossingen ist eine international anerkannte und renommierte Einrichtung. Gegründet 1946, studieren hier heute etwa 470 junge Musikerinnen und Musiker, davon etwa 45 % aus dem Ausland. Die Hochschule bietet 29 Studiengänge auf Bachelor-, Master- und Doktoratsebene in allen klassischen Musikinstrumenten, Gesang, Lehramtsstudiengänge für Gymnasium, Musikdesign und Music and Movement. Jährlich werden 400 öffentliche Konzerte und Veranstaltungen in der ganzen Region Schwarzwald-Baar-Heuberg und darüber hinaus angeboten.

Die Existenz der Musikhochschule Trossingen steht auf dem Spiel. Die heute vom Wissenschaftsministerium veröffentlichten Eckpunkte zeigen, dass geplant ist, den regulären Studienbetrieb in Trossingen komplett einzustellen. Dass das Ministerium dabei davon spricht, dass kein Standort geschlossen würde, ist blanker Hohn.
Dass am Standort Trossingen eine Akademie einrichtet werden soll, die den anderen Hochschulen für Kurse zur Verfügung steht, bedeutet eine gänzliche Schließung auf Raten, zumal für die angekündigten Proben und Klausurwochen auch keinerlei Unterbringungsmöglichkeiten für die Teilnehmer zur Verfügung stehen.  Die Standorte Stuttgart, Karlsruhe und Freiburg sollen demgegenüber nicht angetastet werden.
Auch die Aussage, dass diese Eckpunkte mit den Rektoren abgestimmt gewesen seien, entspricht nicht den Tatsachen.

Die Musikhochschule Trossingen versteht sich als Hochschule der Region, sowohl mit Blick darauf, dass sie die einzige Musikhochschule des Landes ist, die sich im ländlichen Bereich befindet, als auch dahingehend, dass sie bewusst als kulturelles Zentrum in ihre Region und in die Euregio-Region Bodensee hinein agiert und präsent ist.
Die Pre-College-Klassen bereiten junge Musiker aus der Region auf ein Musikstudium vor; viele ihrer Studierenden kommen aus der Region, und die musikalische Ausstrahlungskraft reicht weit in das Umland hinaus.
Viele Studierende schlagen in der Region Wurzeln, arbeiten nach erfolgreichem Abschluss als Musiklehrer an den umliegenden Musikschulen, sind Lehrkräfte an den hiesigen Gymnasien und leiten hier Chöre und Orchester im Bereich der Laienmusik, während es demgegenüber immer schwerer fällt, Lehrkräfte  aus Großstädten hinaus in die Fläche zu locken. Eine Hochschule in der Region sichert daher die Versorgung der Region mit Lehrern und Kulturschaffenden.
Daneben gehen Aufführungen der Musikhochschule bewusst hinaus in das Umland und setzen so gezielt kulturelle Ausrufezeichen. So sichert sie ein für den ländlichen Raum überdurchschnittlich gutes und umfangreiches musikalisches Angebot, das zugleich für viele örtliche Musiktreibende Maßstäbe setzt und das Kulturleben bereichert. Zahlreiche Kooperationen zeugen von den weitgehenden Einflüssen der Musikhochschule auf das kulturelle Leben vor Ort.

Mit einer Verkleinerung oder gar Schließung der Musikhochschule Trossingen wäre ein weiterer Schritt zur Schwächung des ländlichen Raumes vollzogen. Die Tendenz, den ländlichen Raum zugunsten der Metropolen immer weiter auszubluten, ist kurzsichtig und nicht sachgerecht.

Sachliche Gründe für eine Schließung der Trossinger Musikhochschule gibt es nicht. Die Musikhochschule selbst hat alles getan hat, um wettbewerbsfähig zu sein. Das Niveau an der Hochschule ist hoch, und im Vergleich mit den Hochschulen in Freiburg, Karlsruhe oder Stuttgart schneiden die Studierenden aus der Musikstadt in Wettbewerben und am Arbeitsmarkt überdurchschnittlich gut ab. Die Qualität der Ausbildung auf der Baar kann sich sehen lassen.
Und auch finanziell wurde der Musikhochschule Trossingen erst jüngst vom Landesrechnungshof bescheinigt, dass sie im Vergleich zu den anderen Hochschulen außergewöhnlich sparsam mit ihren finanziellen Mitteln umgeht.
Umso mehr wundert es, wenn nun gerade die Trossinger Hochschule für weitere Einsparungen auf Landesebene zur Ader gelassen wird.
Die nun vorliegenden Vorschläge aus dem Ministerium decken sich in keiner Weise mit dem Ergebnis der Prüfung des Landesrechnungshofs. Dieser hatte in seinem aktuellen Bericht bewusst keine Schließung einer Musikhochschule vorgeschlagen, unter anderem mit dem Argument, dass der Einspareffekt unwesentlich wäre, die negativen Folgen überwiegen würden und die Hochschulen das kulturelle Leben in ihrer jeweiligen Region weit über die Hochschule hinaus beleben und bereichern und damit auch zur Standortqualität beitragen.
Dass das Ministerium diese Dimension beiseite lässt, ist völlig unverständlich.

Der Kreistag des Landkreises Tuttlingen fordert daher die Landesregierung auf, Pläne einer Schließung oder auch nur Schwächung der Musikhochschule Trossingen aufzugeben und im Interesse des Kreises und der Region alles für den Erhalt und die Stärkung der Musikhochschule Trossingen zu tun.

(Foto: Landrat Stefan Bär)

Veröffentlicht von Stadtverwaltung Trossingen
Kategorie: Unterstuetzerschreiben

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