Erklärung der Musikhochschulen Freiburg, Karlsruhe, Stuttgart zur öffentlichen Diskussion der geplanten Umstrukturierung der baden-württembergischen Hochschullandschaft vom 22. Juli 2013

Donnerstag, 25. Juli 2013, 08:07 Uhr

ERKLÄRUNG DER MUSIKHOCHSCHULEN FREIBURG, KARLSRUHE, STUTTGART
zur öffentlichen Diskussion der geplanten Umstrukturierung der baden-württembergischen Hochschullandschaft

Nachdem sich alle fünf Musikhochschulen des Landes zunächst vehement gegen jede Form von Kürzungen geäußert hatten und es den Hochschulen nicht möglich war, die nicht belastbar argumentierte Behauptung des Landesrechnungshofes zurückzuweisen, es gäbe zu viele Studienplätze angesichts deutlich zurückgehender Berufschancen, wurden seitens des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst drei Modelle zur Haushaltskonsolidierung zur Diskussion gestellt:

1. Alternative
Die Kürzung aller fünf Musikhochschulen im Lande gemäß der Beratenden Äußerung des Landesrechnungshofes mit dem Ziel, 5 Millionen für den Landeshaushalt einzusparen. Dies würde eine Kürzung von 20% der Studienplätze und landesweit den Verlust von rund 50 Professuren bedeuten.

2. Alternative
Die vollständige Schließung einer Hochschule.

3. Alternative
Die strukturelle Neudefinition der Musikhochschulen an den bestehenden fünf Standorten. Dieser von den externen Experten am Ende der viertägigen Beratungen im Ministerium einstimmig unterstützte Vorschlag beinhaltet Verschlankung aller Standorte, weitere Profilierung von drei Hochschulen und Spezialisierung zweier Standorte im Land.

Wir meinen, es muss als Chance für alle fünf Standorte begriffen werden, die Schließung eines Standortes zu vermeiden und mit konstruktiver Mitwirkung das umzusetzen, was Frau Ministerin Bauer von Anfang an vorgegeben hatte, nämlich, die Qualität der Musikhochschulen im Lande nicht nur zu sichern, sondern sogar zu mehren und damit die Hochschullandschaft weiterzuentwickeln - und dies trotz unvermeidlicher Sparmaßnahmen zur Konsolidierung des Landeshaushaltes bis 2020 im Interesse der nachfolgenden Generationen.

So handelt es sich bei der dritten Alternative keineswegs – wie öffentlich dargestellt – um »Schließung« oder gar »Kahlschlag«. Auch muss der Meinung der Mannheimer Hochschulleitung in aller Schärfe widersprochen werden, bei den Vorschlägen des Landesrechnungshofes, an allen fünf Standorten lineare Einsparungen zu leisten, ginge es um ein »faires« Angebot, und trotz Rasenmäherkürzungen könnten die Hochschulen »irgendwie« damit fertig werden. Dies steht jeglichem Verständnis von Qualität entgegen.

Wir halten es für nicht akzeptabel und nicht möglich, die Maßgaben des Landesrechnungshofes durch folgende Maßnahmen (Vorschlag Mannheim / Trossingen) zu erfüllen:
- die Vollfinanzierung sämtlicher Aufbau- und Weiterbildungsstudiengänge durch
Studiengebühren (10.000 bis 18.000 € pro Studienplatz pro Jahr)
- die Aufforderung an die Professorenschaft, mittels kostenloser Deputatserhöhung
(»freiwilliges« Überdeputat) Stellen einzusparen
- die extreme Reduzierung der Professuren (Angebot Mannheim: von 55 auf 30!), womit der universitäre Status der Musikhochschulen unverantwortlich aufs Spiel gesetzt wird.

Insofern würde gerade die Umsetzung der Vorschläge des Landesrechnungshofes den »Kahlschlag« in der baden-württembergischen Hochschullandschaft bedeuten, würde gerade damit die historisch gewachsene Exzellenz der baden-württembergischen Hochschulen nachhaltig zerstört, würde Qualität unwiederbringlich nach unten nivelliert.

Freiburg, Karlsruhe und Stuttgart sind bereit, zum Umstrukturierungsprozess ihren Beitrag zu leisten. Denn wir sind davon überzeugt, dass allen Musikhochschulen im Lande mit der vorgesehenen Umstrukturierung große Chancen für Profilierung und Qualitätsmehrung erwachsen.

Auch würde die ganzjährig arbeitende Hochschulakademie an der Hochschule Trossingen dem Musikland Baden-Württemberg mit einem von allen fünf Musikhochschulen verantworteten Lehrangebot der Schwerpunktbildung ein Alleinstellungsmerkmal sichern, um das uns mit Sicherheit bald viele beneiden werden.

Dr. Rüdiger Nolte          Hartmut Höll          Dr. Regula Rapp

22.7.2013

Veröffentlicht von Stadtverwaltung Trossingen
Kategorie: Allgemein

11 Kommentare zu "Erklärung der Musikhochschulen Freiburg, Karlsruhe, Stuttgart zur öffentlichen Diskussion der geplanten Umstrukturierung der baden-württembergischen Hochschullandschaft vom 22. Juli 2013" kommentieren
Frank Meyer
25. Juli 2013 at 10:57

Mich erschreckt vor allem, mit welcher Selbstverständlichkeit von den Leitungen der Standorte Freiburg, Karlsruhe und Stuttgart akzeptiert wird, dass überhaupt massive Einschnitte bei den Musikhochschulen vorgenommen werden – und gleichzeitig eifrig dafür gekämpft wird, dass diese aber bitteschön ausschließlich die übrigen beiden Standorte betreffen. Als Schulmusiker (der in Freiburg studiert hat) schäme ich mich für “meine” Hochschule ob dieser mangelnden Solidarität.

Der Landesrechnungshof hat festgestellt, dass sämtliche Musikhochschulen so effektiv arbeiten, dass Einsparungen in der Verwaltung nicht möglich sind. Eine logische Konsequenz daraus wäre, den Rotstift bei anderen Institutionen anzusetzen, die deutlich weniger effektiv arbeiten und die Musikhochschulen vor massiven Kürzungen schlicht zu bewahren. Hierfür würde es sich lohnen zu kämpfen! Ausgerechnet aber die Hochschule in Trossingen, die mit besonders geringen Mitteln besonders herausragende Leistungen hervorbringt, am meisten leiden zu lassen und – alles andere ist Augenwischerei – de facto aufzulösen, ist unverantworltich.

Schade, dass der Landesrechnungshof offenbar nicht zum Beispiel danach gefragt hat, inwiefern eine große Zahl an Professuren und großen Namen wirklich die Qualität der Ausbildung hebt – aber dies ist ein weites Feld, und ich muss mich korrigieren: Diese Frage wäre Aufgabe der Leitungen der Musikhochschulen gewesen!

Ist denn so wenig Verantwortlichen klar, dass es hier um noch viel mehr als “nur” um zwei Musikhochschulen geht?! Nach der geplanten Fusion der SWR-Orchester (auch hier war davon die Rede, dass das neue Orchester natürlich noch mehr Qualität bedeute!!) ist dies doch nur ein weiterer Schritt des Kulturabbaus in Baden-Württemberg. Jedem, der wenigstens ein bisschen über den eigenen Tellerrand hinausblickt, sollte das deutlich sein.

Gerade von den Verantwortlichen der Staatlichen Musikhochschulen erwarte ich eigentlich ein umfassenderes gesellschaftliches Engagement statt solcher eigenbrötlerischer Sicherung des eigenen Vorteils unter dem Deckmäntelchen des “Qualitätserhalts”!

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