Empfehlung zum Rücktritt des AStA (Allgemeiner Studienausschusses) der Musikhochschule Trossingen an Herrn Professor Höll vom 24. Juli 2013

Donnerstag, 25. Juli 2013, 08:07 Uhr

Empfehlung

Sehr geehrter Herr Höll,

hiermit empfehlen wir Ihnen dringend, von Ihrem Amt als Vorsitzender der Landes-Rektorenkonferenz zurückzutreten.

Ihre Äußerungen während der Presse-Konferenz am 17. Juli 2013 und in Ihrem Podcast sowie Ihr Statement vom 22. Juli 2013 auf Facebook zeigen deutlich, dass Sie nicht mehr im gemeinsamen Interesse der Musikhochschulen im Land Baden-Württemberg handeln und augenscheinlich jegliche Solidarität verstummt ist.

Ferner erachten wir es für grotesk und fachlich äußerst kritisch, wenn Sie als Vorsitzender der Landesrektoren-Konferenz das Eckpunktepapier von Frau Ministerin Bauer befürworten, welches nebenbei nicht weniger als eine Zerstörung der Kulturlandschaft Baden-Württemberg bedeutet.

Sehr geehrter Herr Höll, wir empfinden es geradezu als Unverschämtheit, wenn Sie
gebetsmühlenartig behaupten, das Eckpunktepapier sei im Einklang aller Rektoren und der Expertenkommission erstellt worden. Dies können a) mindestens zwei Rektoren nicht bekräftigen und b) werden derzeit Gegenstimmen aus der Expertenkommission laut.

Kurzum – hören Sie nicht, dass der Flügel, auf dem Sie gerade zu spielen versuchen, verstimmt ist?
Daher legen wir Ihnen nahe, o.g. Empfehlung nachzukommen.

Im Namen aller Studierenden in Trossingen wünschen wir Ihnen einen schönen Urlaub mit viel Zeit zum Nachdenken.

Der AStA der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen

Veröffentlicht von Stadtverwaltung Trossingen
Kategorie: Allgemein

1 Kommentar zu "Empfehlung zum Rücktritt des AStA (Allgemeiner Studienausschusses) der Musikhochschule Trossingen an Herrn Professor Höll vom 24. Juli 2013" kommentieren
Lilli Fabricius
30. Juli 2013 at 20:47

Podcast von Herrn Hartmut Höll am 17.7.13
Zeichensetzung evt. Fehlerhaft, da aus der Sendung herausgeschrieben.

In meinem heutigen Podcast möchte ich mich mit den Empfehlungen des Rechnungshofes und den Sparvorgaben der Landesregierung für die fünf Musikhochschulen in Baden-Württemberg befassen.

Fünf Millionen Euro sollen jährlich eingespart werden. In der Landesrektorenkonferenz und in den gemeinsamen Beratungen mit dem Ministerium hatten wir deutlich nachgefragt: Warum muss überhaupt im Bereich der Musikhochschulen gespart werden, wenn der Anteil der Kultur insgesamt weniger als 1 % des Landeshaushalts ausmacht? Wieviel ist uns, ist unserer Gesellschaft die Kultur dennoch wert? Stuttgart und Freiburg waren immer schon staatliche Hochschulen. Mannheim, Karlsruhe und Trossingen entstanden aus lokalen Institutuionen, die Anfang der 70er Jahre zu Staatlichen Hochschulen umgewidmet wurden.

So können wir gar nicht froh genug darüber sein, dass unser Campus One in einem engen Zeitfenster fertiggestellt wurde. Hierdurch ist es uns gelungen, unsere Kräfte konzentriert zu bündeln und die Qualität unserer Lehrer auszubauen. Gleichzeitig kann ich unseren Dozentinnen und Dozenten, unserer Verwaltung und allen Aktiven nicht genug danken für Ihren Einsatz im Dienste der Hochschule, der weit über das hinausgeht, was wir eigentlich erwarten durften. Über 300 kulturelle Veranstaltungen im Jahr, Aktionen wie „music to go“, „Erlebnis Musik“, die großen Konzerte des Hochschulorchesters, die regelmäßigen Kinderopern, das Kindermusikfest oder unsere Hochschulgalas – all dies hat in hohem Maße dazu beigetragen, dass wir heute in der öffentlichen Wahrnehmung so positiv dastehen wie nie zuvor. Daher spreche ich auch nicht ohne Grund aus dem neu gebauten Sendestudio unseres Lernradios zu Ihnen, hier, wo Musikjournalisten ausgebildet werden und von wo aus unsere Musik und unsere Themen in die Stadt und in die Region ausgestrahlt werden.

Frau Ministerin Bauer ist in hohem Maße dafür zu danken, dass sie die aktuelle Spardiskussion frühzeitig verbunden hat mit der Forderung, es dürfe keineswegs um Nivellierung nach unten gehen; Qualitätssteigerung müsse vielmehr im Zentrum der Bemühungen stehen. Ausgelöst durch die nicht belastbar argumentierte Behauptung des Landesrechnungshofes, es gäbe zu viele Studienplätze angesichts deutlich zurückgehender Berufschancen, wurden seitens des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst nun drei Modelle zur Haushaltskonsolidierung vorgegeben.

Erstes Modell: Die Kürzung aller fünf Musikhochschulen im Lande gemäß der beratenden Äußerung des Landesrechnungshofes. Ziel: Die Einsparung von fünf Millionen Euro für den Landeshaushalt. Dies würde eine Kürzung von 20% der Studienplätze und den Verlust von rund 50 Professuren bedeuten.

Zweites Modell zur Haushaltskonsolidierung: Die vollständige Schließung einer Hochschule.

Und drittens: Die strukturelle Neudefinition der Musikhochschulen an den bestehenden fünf Standorten. Dieser von den externen Experten am Ende von viertägigen Beratungen im Ministerium einstimmig unterstützte Vorschlag beinhaltet eine Verschlankung aller Standorte, die weitere Profilierung von drei Hochschulen und die Spezialisierung zweier Standorte im Land. Wir meinen, es muss als Chance für alle fünf Standorte begriffen werden, die Schließung eines Standortes zu vermeiden und mit konstruktiver Mitwirkung das umzusetzen, was Frau Ministerin Bauer von Anfang an vorgegeben hatte: Nämlich die Qualität der Musikhochschulen im Lande nicht nur zu sichern, sondern sogar zu mehren, und damit die Hochschullandschaft weiterzuentwickeln. Und dies soll geschehen trotz unvermeidlicher Sparmaßnahmen zur Konsolidierung des Landeshaushaltes bis 2020 im Interesse der nachfolgenden Generationen.

So handelt es sich bei dieser dritten Alternative keineswegs – wie öffentlich immer wieder dargestellt – um Schließung oder gar Kahlschlag. Auch muss der Meinung der mannheimer Hochschulleitung in aller Schärfe widersprochen werden, bei den Vorschlägen des Landesrechnungshofes ginge es um ein „faires Angebot“, und die Hochschulen könnten damit „irgendwie“ fertig werden: Genau das geht nicht. Solche Rasenmäherkürzungen bedeuten das Ende jeglicher Qualität.

Wir halten es weder für akzeptabel noch für möglich, die Maßgaben des Landesrechnungshofes durch Maßnahmen zu erfüllen, wie sie von den Hochschulen Mannheim und Trossingen vorgeschlagen wurden. Diese Hochschulen wollen, dass sämtliche Aufbau- und Weiterbildungsstudiengänge voll finanziert werden durch Studiengebühren: Das sind 10 000 bis 18 000 Euro pro Studienplatz pro Jahr. Diese Hochschulen wollen, dass die Professorenschaft mittels kostenloser Deputatserhöhung, also sozusagen freiwilligem Überdeputat, dazu beiträgt, Stellen einzusparen. Diese Hochschulen wollen, dass die Anzahl der Professuren extrem reduziert wird: Mannheim wäre bereit, von 55 auf 30 Professorenstellen auszudünnen. Alle drei Vorschläge lehnen wir auf das Entschiedenste ab. Sie würden den universitären Status der Musikhochschulen des Landes in unverantwortlicher Weise aufs Spiel setzen.

Gerade die Umsetzung der Vorschläge des Landesrechnungshofes würde den Kahlschlag in der baden-württembergischen Hoschullandschaft bedeuten; damit würde die Exzellenz der baden-württembergischen Hochschulen nachhaltig zerstört, Qualität würde unwiederbringlich nach unten nivelliert. Die Musikhochschulen Freiburg, Karlsruhe und Stuttgart sind bereit, ihren Beitrag zum Umstrukturierungsprozess zu leisten. Denn wir sind davon überzeugt, dass die vorgesehene Umstrukturierung allen Musikhochschulen im Lande eine deutliche Steigerung in Profilierung und Qualität bringen kann. Auch würde eine ganzjährig arbeitende Hochschulakademie an der Hochschule Trossingen dem Musikland Baden-Württemberg zum Vorteil gereichen. Mit einem von allen fünf Hochschulen verantworteten Lehrangebot der Schwerpunktbildung würde ein Alleinstellungsmerkmal gesichert, um das uns bald Viele beneiden werden.

Ich kann in unser aller Interesse nur hoffen, dass es in gemeinsamer Anstrengung gelingen wird, diesen Prozess erfolgreich voranzutreiben. Hierin liegt eine große Chance.

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