Kritik der Stadt Trossingen an der drohenden Schließung der Musikhochschule Trossingen und die Folgen für unsere Stadt und die Region

Dienstag, 23. Juli 2013, 13:07 Uhr

 

Drohende Schließung der Musikhochschule Trossingen

Bezugnehmend auf das Eckpunktepapier des MWK zur Umstrukturierung der Musikhochschullandschaft in Baden-Württemberg vom 17.07.2013 bezieht die Stadt Trossingen wie folgt Position:

Kritik:

  • Unschlüssige Argumentation
    -es wird eine Mindestgröße für Vollhochschulen gefordert, damit Funktionsfähigkeit besteht - gleichzeitig soll eine Hochschule in Trossingen mit nur 2 Studiengängen lebensfähig sein?
    - es heißt, der Standort Trossingen bliebe erhalten – gleichzeitig werden 27 von 29 Studiengänge geschlossen. Eine derart beschnittene Hochschule wird von Studierenden nicht angenommen, die Standortschließung folgt
    - es soll eine Hochschulakademie gegründet werden – gleichzeitig gibt es hierfür noch nicht einmal ein Konzept. Auch sind mit der BAK Trossingen und der Landesakademie Ochsenhausen bereits ausreichend Einrichtungen vorhanden. Auch fehlt die Infrastruktur für eine solche Akademie in den Räumen der Musikhochschule völlig.
  • Unsachliche Entscheidungsfindung
    - die am wirtschaftlichsten arbeitende MHS mit Blick auf Kosten je Studierendem soll geschlossen werden – das ist nicht nachvollziehbar, wirtschaftliche Kriterien sprechen gegen eine Schließung.
    - die MHS Trossingen ist trotz deutlich geringerer Größe qualitativ genauso erfolgreich wie etwa die MHS Stuttgart; deutlich weniger erfolgreich ist beispielsweise die MHS Freiburg – nach Qualitätskriterien darf Trossingen nicht geschlossen werden
    - die von den MHS der Großstädte ins Feld geführte Behauptung, dass Exzellenz nur in den Großstädten möglich sei, ist nicht belegt bzw. angesichts der Erfolge der MHS Trossingen offensichtlich auch nicht richtig. Die Belegenheit im ländlichen Raum darf nicht als Handicap gewertet werden.
    - die einzige MHS im ländlichen Raum soll geschlossen werden, die Auswirkungen auf das Umfeld und die Strukturen in der Region wurden in keiner Weise berücksichtigt.
    - eine Abwägung, ob nicht mit gleicher oder größerer Berechtigung eine andere MHS als Trossingen geschlossen oder drastisch verkleinert werden könnte, fehlt völlig.
  • Intransparente Entscheidungsfindung:
    - die De-facto-Schließung der MHS Trossingen wurde in den Gesprächen mit der Trossinger Rektorin und in der Hochschulrektorenkonferenz nie thematisiert und entstand daher nicht, wie das MWK suggeriert, in Abstimmung mit den Rektoren der Hochschule, sondern nur in Hinterzimmern mit den Rektoren der Hochschulen Stuttgart, Karlsruhe und Freiburg.
    - die Standortgemeinde, die Stadt Trossingen, wurde in dieser für sie sehr wichtigen Frage in keiner Weise beteiligt.

Folgen für Stadt und Region:
- Studierende schlagen in der Region Wurzeln und stehen danach als Musiklehrer an Musikschulen und Lehrkräften an Gymnasien im ländlichen Raum zur Verfügung. Absolventen aus Ballungszentren lassen sich demgegenüber nur schwer in den ländlichen Raum locken. Es droht daher eine Abwanderung qualifizierter Musiklehrer und in der Folge eine Erosion des kulturellen Niveaus und Angebots.
- viele Studierende leiten Chöre und Orchester in der ganzen Region. Die Laienmusikszene und die ehrenamtliche Vereinsarbeit sind gefährdet.
- die Musikhochschule stellt durch eine Vielzahl von Konzerten und Kooperationen mit regionalen Partnern eine große Bereicherung des kulturellen Lebens in der ganzen Region dar. Dies ist nicht ersetzbar.
- Pre-College-Klassen für junge Musiker aus der Region sind nicht mehr in zumutbarer Nähe erreichbar. Der Musikernachwuchs aus der Region wird abgehängt.

wirtschaftliche Folgen für die Stadt:
- Kaufkraft der hier wohnenden Studierenden: 4 Mio €/Jahr
- Umsatz der MHS: 7 Mio €/Jahr
- Zuweisungen für Einwohner an die Stadt: 400.000 €/Jahr
- 180 qualifizierte Arbeitsplätze

Forderungen:
- Einspardiskussionen in der Musikhochschullandschaft müssen in einem transparenten und fairen Abwägungsprozess unter Einbeziehung aller Betroffenen geführt werden.
- Die besonderen Interessen des ländlichen Raumes und die Bedeutung der Musikhochschule Trossingen für die musikalische Bildung und Kultur in der ganzen Region müssen adäquat berücksichtigt werden.
- Die Folgen und Auswirkungen einer Schließung im Gesamtumfeld einer Hochschule müssen in den Abwägungsprozess einfließen.
- Schwerwiegende Entscheidungen wie die Schließung einer Musikhochschule dürfen nicht auf Ministeriumsebene entscheiden werden, sondern müssen im Landtag diskutiert werden.

gez.
Dr. Clemens Maier
Bürgermeister

 

 

Veröffentlicht von Stadtverwaltung Trossingen
Kategorie: Allgemein

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